Fluglärm
Eine öffentliche Diskussion
Die Debatte über Fluglärm und darüber, was Wirtschaft, Wissenschaft und Politik dagegen unternehmen können, ist wichtig. Denn in Zukunft werden voraussichtlich noch mehr Menschen fliegen – privat und beruflich. Und noch mehr Waren werden mit dem Flugzeug transportiert. Dieses Wachstum braucht die Akzeptanz der Bürger: Und die wird es nur geben, wenn alle Beteiligten daran arbeiten, dass der Wunsch nach mehr Mobilität nicht in einen Dauerkonflikt der Menschen gerät, die rund um die Flughäfen wohnen.
Fluglärm ist ein komplexes Thema – einfache Schlagwörter helfen da nicht weiter. Dennoch erreicht die Debatte gelegentlich selbst einen Geräuschpegel, der es allen Beteiligten schwer macht, einander zuzuhören. Zielführend kann die Debatte über Fluglärm aber nur sein, wenn sie auf Basis eines soliden Grundlagenwissens geführt wird, denn eine Reihe von Fakten fällt in der Diskussion über Fluglärm häufig unter den Tisch.
Häufig werden große Infrastrukturvorhaben, wie der Ausbau eines Flughafens, in der Öffentlichkeit kontrovers diskutiert. Diese Debatte verstärkt wiederum die Befürchtung der Anwohner einer damit einhergehenden höheren Lärmbelastung. Dass der öffentliche Diskurs das Stimmungsbild der Bevölkerung tatsächlich beeinflusst, belegt eine regelmäßig durchgeführte Bürgerumfrage der Stadt Frankfurt am Main. Diese ermittelt jedes Jahr die größten Stadtprobleme aus Sicht der Frankfurter Bevölkerung. Die Auswertung zeigt: Vor und während des Ausbaus des Frankfurter Flughafens nennen deutlich mehr Bürger diesen und den dadurch befürchteten Anstieg des Fluglärms als größtes Stadtproblem. Seit der Inbetriebnahme der Landebahn Nordwest Ende 2011 hat sich das Stimmungsbild jedoch wieder gewandelt: Der Flughafenausbau hat keine Relevanz mehr und auch das Thema Fluglärm findet sich unter den Antworten der Befragten nicht mehr wieder.
Wer sich genauer über das Thema Fluglärm informieren will, der findet in diesem Kapitel Antworten auf grundlegende Fragen:
- Was ist eigentlich Lärm?
Klingt einfach, doch hinter der Frage verbirgt sich ein komplexer physikalischer Sachverhalt mit einer starken subjektiven Komponente. Dies wird deutlich, wenn man sich die Grundlagen der Akustik vor Augen führt. - Woher kommt Fluglärm?
Triebwerke, Flugzeugrumpf, Flügel, Leitwerke und Fahrwerke sind die wesentlichen Lärmquellen im Luftverkehr – wo der Lärm entsteht, unterscheidet sich jedoch von Flugphase zu Flugphase. Auch am Boden kann für die Anrainer des Flughafens störender Lärm entstehen – zum Beispiel durch Triebwerksprobeläufe oder das laufende Hilfstriebwerk. - Wie wird Fluglärm gemessen?
Wer Fluglärm verringern möchte, muss zunächst einmal wissen, wo Schall in welcher Intensität auftritt. Die deutschen Flughäfen verfügen über eine Vielzahl von Stationen zur Messung von Fluglärm. Die Messergebnisse dienen der Information der Öffentlichkeit und machen die Fluglärmbelastung in entsprechend aufbereiteter Form transparent. - Wie viele Menschen sind von Lärm betroffen?
Eine Verkürzung der Verkehrslärmdebatte auf das Thema Fluglärm hilft den von Lärm betroffenen Bürgern nicht. Das zeigt ein Vergleich der Verkehrsträger auf Basis von Daten des Umweltbundesamtes. Danach sind bis zu 20 Mal mehr Menschen von Straßen- und Schienenlärm betroffen als von Fluglärm. Daher sollte man den Lärm von Autos, Zügen und Flugzeugen gemeinsam betrachten, wenn man über Verkehrslärm diskutiert. - Wer redet eigentlich mit, wenn es um das Thema Fluglärm geht?
Die Diskussion über Fluglärm und die daraus erwachsenden Belastungen findet nicht nur in Zeitungen und auf der politischen Bühne statt. Eine zentrale Rolle spielen die Fluglärmkommissionen, die es an jedem Flughafen gibt. Darin haben auch die Vertreter der betroffenen Städte und Gemeinden eine starke Stimme. Hier werden unter anderem Vorschläge zum Schutz vor Fluglärm beraten.
Hörbare Erfolge beim Lärmschutz #hoerbare-erfolge-beim-laermschutz
Alles Reden über Fluglärm nutzt nichts, wenn es am Ende für die Betroffenen nicht leiser wird. Doch ein Blick auf die Entwicklung der letzten Jahre und Jahrzehnte zeigt, dass schon viel erreicht wurde: In den vergangenen 60 Jahren haben die Flugzeughersteller vor allem durch die Fortschritte in der Triebwerkstechnologie den Lärm beim Start um 88 Prozent senken können. Auch an anderen Stellen wurden durch Innovationen und Investitionen deutlich hörbare Verbesserungen erreicht.
Moderne Flugzeuge, die in den deutschen Flugzeugflotten Stück für Stück die älteren Modelle ersetzen, sind deutlich leiser als ihre Vorgängermodelle. Sie verursachen Geräusche, die sich auf einer Ebene mit Alltagsgeräuschen wie einem Regenguss auf der Gartenlaube oder dem Lautstärkepegel einer Mensa befinden. Dies zeigt das interaktive Schalllabor im Umwelt- und Nachbarschaftshaus in Kelsterbach. Dort lassen sich die Lautstärken unterschiedlicher Geräusche miteinander vergleichen. Die Onlineadaption des Moduls zeigt: Spitzenwerte von 90dB(A), die ältere Flugzeuge wie eine Boeing 747-400 noch im Überflug in 400 Metern Höhe verursachen, kommen bei modernen Flugzeugtypen nur noch am Flughafen vor.
Das Vielbeschwerderphänomen
Trotz der hörbaren Lärmreduzierung steigt die Anzahl der Beschwerden über Fluglärm. Dennoch sinkt zeitgleich die Anzahl der sich beschwerenden Einzelpersonen. Allein am Frankfurter Flughafen sind im Jahr 2016 mehr als 5,5 Millionen Beschwerden eingegangen. Diese stammen jedoch von nur 2.339 Personen. Davon sind drei Personen für Dreiviertel aller Beschwerden verantwortlich. Umgerechnet auf diese sogenannten Vielbeschwerer sind das 1,4 Millionen Beschwerden im Jahr pro Person. Die Erstellung dieser Mengen an Beschwerden kann nur automatisch erfolgen. Um dieser Flut Herr zu werden, werden am Flughafen Frankfurt Fluglärmbeschwerden getrennt nach automatisierten und individuellen Beschwerden ausgewiesen. Auswertungen von Fraport zur massiven Zunahme der Massenbeschwerden über Einzelflüge zeigen, dass ihr Anteil an den insgesamt eingegangenen Fluglärmbeschwerden am Flughafen Frankfurt im Jahr 2016 rund 97% betrug. Dies erschwert die Arbeit der Mitarbeiter am Flughafen als auch der Fluglärmbeauftragten, die sich mit der Bearbeitung der Beschwerden befassen, denn sie müssen versuchen, in all diesen Beschwerden tatsächliche Verstöße zu ermitteln. Seit Juni 2017 gehen die automatisierten Beschwerden nicht mehr bei Fraport ein. Dies wurde zuvor in der zuständigen Fluglärmkommission entschieden.
Das "Viel-Beschwerde-Phänomen" am Frankfurter Flughafen #vielbweschwerde-phaenomen
3 Personen verschicken 3/4 der Beschwerden: das geht nur automatisiert
Quelle: Fraport AG
Ein ähnlicher Trend zeigt sich in Hamburg. Von 107.000 Beschwerden im Jahr 2017 waren 24 Personen für knapp ein Viertel dieser Beschwerden verantwortlich. Drei Viertel der Beschwerden verteilte sich auf die knapp 2.000 übrigen Personen